Dienstag, 2. September 2014

Von Schnäppchen- und Torjägern

„Wenn Sie mit 2000 Euro oder mit 150 Euro in die Stadt gehen und Klamotten kaufen wollen, dann müssen Sie mit 150 Euro hinterher nicht unbedingt schlechter aussehen. Aber dafür müssen Sie einen Pullover vielleicht fünfmal anprobieren und nach Schnäppchen suchen.“ (Thomas Eichin)

Den Ausführungen unseres Geschäftsführers Sport ist wohl nur noch wenig hinzuzufügen. Werder hat seinen Fans am letzten Tag des geöffneten Transferfensters keine aufregenden Last-Minute-Schnäppchen mehr beschert und auch der franko-polnische Ladenhüter der letzten Saison muss wohl noch ein wenig im Schaufenster bleiben. Uff... Nach diesem Metaphern-Overkill direkt rein ins Spiel gegen Hoffenheim.

Vor dem Spiel

Zwei meiner Fragen aus diesem Blogpost beantwortete Robin Dutt einigermaßen überraschend: Zum einen rückte Sebastian Prödl nicht - wie von mir vermutet - für Assani Lumkiya zurück in die Mannschaft, sondern für Luca Caldirola. Caldirola hatte in dieser Saison zwar noch keine gravierenden Aussetzer, schaffte es aber auch noch nicht, positiv aufzufallen und so gab Lukimyas starke Form den Ausschlag zu seinen Gunsten. Im Sturm lief Davie Selke von Beginn an auf und war auch von Beginn an wieder mit all seinem Engagement und seiner Aggressivität im Spiel. In einem 4-4-2 mit der Doppel-Sechs Galvez/Junuzovic wollte Dutt es gegen die stark gestarteten Hoffenheimer versuchen.

Das Spiel

Werder ging ziemlich abwartend in das Spiel und hatte das Hoffenheimer Pressing einigermaßen im Griff. Auf beiden Seiten ergaben sich eher halbgare Chancen. Dann aber ließ Werder in der 19. Minute Sebastian Rudy im Mittelfeld viel zu viel Zeit für seine schöne Flanke auf Roberto Firmino. Dieser wurde von Izet Hajrovic nur halbherzig begleitet und konnte nach starker Ballannahme am unentschlossen herauskommenden Raphael Wolf technisch anspruchsvoll zum 1-0 einschieben. Eine Fehlerkette, die aus Galvez (der Rudy zu viel Platz zum Flanken ließ), Fritz (der zu weit nach innen einrückte), Hajrovic und Wolf bestand, führte zu einem ärgerlichen Rückstand.

Werder brauchte etwas Zeit, um sich zu erholen, tappte aber nicht in die Falle, schon zu früh zu viel zu riskieren und damit die Hoffenheimer zu Kontern einzuladen. So entstand Werders größte Chance mal wieder durch einen (wie immer) mit Schnitt zum Tor getretenen Freistoß, den Alex Galvez gut mit dem Kopf erwischte. Oliver Baumann parierte aber leider stark.

In der Pause wurde auf Bremer Seite nicht gewechselt, aber durch die verletzungsbedingte Herausnahme des Hoffenheimer Rechtsverteidigers Strobl ergaben sich für Werder gegen Strobls Ersatzmann Abraham nun mehr Möglichkeiten. Kurz vor dem Ausgleich war schon zu spüren, dass Werder immer mehr Zugriff auf das Spiel bekam. Hierbei fiel mir auf, dass vor allem die beiden Innenverteidiger von Werder nun viel konsequenter schon im Mittelfeld versuchten, Bälle zu gewinnen. Das Tor fiel dann über Werders linke Angriffsseite, auf die Franco di Santo auswich und von dort eine Flanke auf den aufgerückten Alex Galvez schlug, der sein gutes Startelfdebüt mit einem Klassetor verzierte.

Direkt nach Wiederanpfiff kassierte Galvez eine gelbe Karte wegen Foulspiels. Für mich ein Zeichen, dass die Mannschaft sich auch im Moment des Erfolgs die nötige Aggressivität bewahren wollte und so ging es nach dem Ausgleich fast nur noch in Richtung Hoffenheimer Tor. Ordentlich Schwung brachte Fin Bartels, der nach einer Stunde für Hajrovic kam. Auch Nils Petersen, der für den stark gelb-rot-gefährdeten Selke* kam, war eine Belebung.

* (Leider gefiel Schiedsrichter Robert Hartmanns Selkes angesprochene Spielweise nur bedingt. Die frühe gelbe Karte (3. Minute) war für Selke zwar nicht unbedingt Gift, machte das Spiel aber für alle Beteiligten noch auf einer zweiten Ebene spannend: Fliegt Selke mit Gelb-Rot vom Platz oder nimmt Dutt ihn rechtzeitig runter? Auch ansonsten war der Schiedsrichter für mich ein ziemliches Ärgernis, der tendenziell gegen die Heimmannschaft zu pfeifen schien bzw. Werder für gleiche Vergehen härter bestrafte als die Hoffenheimer.)

Werder war Hoffenheim in den letzten 30 Minuten überlegen, doch bei jeder der vielen Chancen fehlte das letzte Quäntchen Glück. Die dickste Chance vergab di Santo, der wieder ein hervorragendes Spiel machte und dessen Formkurve steil nach oben zeigt. Petersen hatte hingegen eine Reihe von guten, aber nicht 100-prozentigen Chancen. Mit Glück geht eine davon rein, aber dieses Glück muss sich Petersen wohl erst wieder erarbeiten. Letztlich blieb es bei einem 1-1, mit dem ich vor dem Spiel zufrieden gewesen wäre. Jetzt bin ich zufrieden, weil ich ein Werder gesehen habe, das ich schon fast vergessen hatte.

Das Werder-Barometer

Es geht voran. In der ersten Halbzeit waren wir nicht so brutal unterlegen wie gegen die Hertha und in der zweiten Halbzeit haben wir Hoffenheim fast beherrscht. Auch die drängendsten Personalfragen sind fürs Erste geklärt und es kann sich wieder auf den Sport konzentriert werden. Eigentlich würde mein Barometer ein bisschen klettern, aber für ein 7/10 reicht es noch nicht ganz, es muss ja noch Luft nach oben bleiben: 6/10.

Fragestunde
  • Unterbricht die Länderspielpause Werders Aufwärtstrend?
  • Wer kassiert Werders ersten Platzverweis in dieser Saison? Davie Selke oder Santiago Garcia?
  • Ist in diesem Team noch ein Platz für Ludovic Obraniak?

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