Donnerstag, 21. August 2014

Transfer-Ernüchterung und Liga-Vorfreude

"Es war klar, dass momentan kein Geld da ist. Ich habe nicht damit gerechnet, dass heute irgendein Geldkoffer auf einmal bei Thomas auf dem Schreibtisch steht." (Robin Dutt)

Die Erleichterung nach dem Sieg gegen Illertissen währte nicht lang: Bei Werder wurde das Spiel schnell abgehakt, die mehr als durchwachsene Leistung mit dem Faktor Psychologie begründet und nun auf den Bundesligastart gegen Hertha BSC Berlin hingefiebert. Doch heute bestimmt ein anderes Thema die Berichterstattung über Werder: Die Nicht-Verpflichtung von Bryan Ruiz. Am Mittwochabend einigten sich der Aufischtsrat und die Geschäftsführung darauf, dass man den Weg der finanziellen Konsolidierung weitergehen werde und dementsprechend in nächster Zeit Verkäufe und nicht Neuverpflichtungen umzusetzen seien. Thomas Eichin sieht, so deute ich seine Aussagen mal, dass die Aufgabe für Werder angesichts der teilweise massiv aufrüstenden Konkurrenz für Werder nicht einfacher wird, beißt sich aber auf die Zunge, wenn es um Forderungen nach größerem finanziellen Spielraum geht. Er wisse eben, worauf er sich bei Werder 2013 eingelassen habe und nun gelte es, aus dem Vorhandenen das Beste rauszuholen. Eine Aufgabe, der sich alle im Verein, so Robin Dutt, mit doppelt so harter Arbeit stellen werden.

Bye, bye, Bryan

Und um ehrlich zu sein: Die Verpflichtung von Ruiz wäre vielleicht eine gute Gelegenheit gewesen, einen erfahrenen und torgefährlichen Offensivmann zu holen, der zudem etwas WM-Glanz nach Bremen gebracht hätte, aber wäre er die Verstärkung gewesen, die in dieser Saison den Unterschied gemacht hätte? Torgefahr ist sicherlich das, was uns - vor allem, wenn Franco di Santo ausfällt - derzeit am meisten abgeht. Aber hoffentlich kann Werder diese durch eine besser umgesetzte Spielidee in dieser Saison kreieren und nicht durch das Hinzukaufen eines einzelnen Spielers, der mir auch nicht dramatisch besser zu sein scheint als das vorhandene Personal. Und das ist doch letztlich die Aufgabenstellung an Eichin und Dutt: Holt das Optimum aus Werders knappen Mitteln heraus! Fordert keine Verstärkungen in der Öffentlichkeit, schließlich wisst ihr, worauf ihr euch eingelassen habt. Wer dem Aufsichtsrat vorwirft, zu sehr auf dem Geld zu sitzen, sollte meiner Meinung nach eher darüber nachdenken, ob das Kontrollgremium nicht aus den Fehlern der letzten KATS-Jahre gelernt hat.

Thomas Eichin hat - und darauf verweist er auch in dem oben verlinkten Video - bereits günstig Spieler verpflichtet, die ihren Marktwert steigern konnten und hoffentlich auch weiter werden. Die Unterstützung durch Rouven Schröder bei der Umsetzung "kreativer" Transferlösungen wird dabei zukünftig noch eine wichtige Rolle spielen. Das Setzen auf Teamgeist, taktische Flexibilität und die Beschwörung der Fans als bedingungslose Unterstützer des Teams stellen weitere Strategien der sportlichen Leitung dar, finanzielle Nachteile auszugleichen und langfristig aus weniger mehr zu machen. Ich für meinen Teil will daran glauben, dass wir so wieder erfolgreich sein können, selbst wenn Eichin und Dutt ein wenig zu ihrem Glück gezwungen werden müssen. Ziel für die Werder-Mannschaft muss es sein, dass sie mehr als die Summe ihrer Teile ist. Das wird schon schwer genug.

Ach ja: Bundesliga geht wieder los

Und jetzt endlich zum Sportlichen: Der Gegner am Samstag heißt Hertha BSC. Ganz unzufrieden bin ich mit dieser Ansetzung nicht, denn die Hertha hat sich nach einer ziemlich miesen Rückrunde mit lediglich 13 Punkten personell auch nicht überragend verstärkt und muss die Neuzugänge Stocker, Beerens, Schieber, Hegeler, Heitinga und Co. erstmal integrieren. Trainer Jos Luhukay schafft es immer wieder, seine Mannschaften stabil und zuverlässig Leistung abliefern zu lassen, was bereits eine Kunst ist. Dafür ist Luhukays Hertha meiner Ansicht nach aber in ihrem 4-2-3-1-System relativ leicht auszurechnen, lediglich Ronny bringt einen X-Faktor in die Mannschaft.

Vielleicht reagiert Robin Dutt darauf ja mit einem taktischen Kniff. In der Vorbereitung wurde neben dem 4-4-2 mit Raute auch ein 3-5-2-System einstudiert. Da uns mit Bargfrede und Gebre Selasse derzeit wichtige Rautenspieler fehlen und Cedric Makiadi seine Form über die Sommerpause immer noch nicht wiedergefunden zu haben scheint, bietet sich eine Umstellung auf das 3-5-2 meiner Meinung nach geradezu an. Eine Dreierkette Caldirola-Galvez-Lukimya (oder Prödl, wenn er fit ist), davor Felix Kroos und Zlatko Junuzovic, die Ludovic Obraniak absichern und den Spielaufbau übernehmen, links Garcia und rechts Fritz, di Santo und Elia oder Hajrovic im Sturm. Ich würde solch eine Formation gern mal sehen und bin gespannt, ob Dutt schon zum Saisonstart so risikofreudig ist.

Tipp

Beide Trainer sind sich darin einig, dass ein Duell auf Augenhöhe ansteht. Kein Team weiß zum Start der Saison genau, wo es selbst steht, geschweige denn, wie gut der Gegner wirklich drauf ist. Mein Tipp ist deshalb vorsichtig: 1-1 geht es aus.

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